Neeva sagt Adieu, Kagi heißt Willkommen: Eine Suche nach der Google Alternative

Ende letzten Jahres startete endlich die alternative Suchmaschine Neeva auch in Deutschland und sie wurde schnell meine bevorzugte Suchmaschine. Doch vor wenigen Tagen gab es dann die traurige Nachricht, dass Neeva den Dienst Anfang Juni 2023 einstellen wird. Als Gründe wurden angeführt, dass es kaum möglich ist, Internetnutzer zur Verwendung einer anderen Suchmaschine als Google zu bewegen beziehungsweise, dass Nutzer überhaupt Google Alternativen wahrnehmen.

Für viele Menschen ist die Suchmaschine (Google), der Browser und das Internet eine einzige Einheit. Viele kennen nicht einmal den Unterschied bzw. die Tatsache, dass das eine mit dem anderen überhaupt nichts zu tun hat. Demzufolge kommt es diesen Menschen nicht einmal in den Sinn, dass es noch andere Anbieter für Internetsuchen oder Browser geben könnte.

Aber zurück zum Thema: In einem Thread auf Mastodon bin ich auch sogleich auf eine Alternative zu Neeva aufmerksam geworden, die ein sehr ähnliches Konzept verfolgt. Es handelt sich dabei um die Suchmaschine Kagi.

Meine Erfahrung mit Neeva

Neeva hat mich von Anfang an mit der Qualität und Präsentation der Suchergebnisse überzeugt. Besonders gefielen mir dabei die Snippets und Randinformationen. So ähnlich wie es Google und Bing machen, nur wesentlich aufgeräumter und cleaner. Die Suchergebnisse von Neeva stammten hauptsächlich von Bing, es wurde aber auch ein eigener Crawler und Suchindex betrieben bzw. aufgebaut. Mit der Zeit wäre dieser sicherlich immer stärker mit in die Suchergebnisse eingeflossen, aber dazu wird es leider nicht mehr kommen.

Auch sehr praktisch war es, einzelne Ergebnisse auf- oder abzuwerten. Dadurch wurden die Ergebnisse bei künftigen Anfragen immer personalisierten und bestimmte Quellen so bei den eigenen Suchen bevorzugt oder halt ganz ignoriert. Dies ist übrigens auch bei Kagi möglich (dort noch feiner steuerbar).

Darstellung der Suchergebnisse bei Neeva

Kagi als zukünftige Google Alternative ?

Das Konzept von Kagi ist sehr ähnlich zu dem von Neeva: Es ist prinzipiell eine Bezahlsuchmaschine, ohne Werbung oder anderen Rankingmanipulationen, mit Fokus auf Datenschutz und personalisierten Suchergebnissen. In den vergangenen Tagen habe Kagi getestet, bin jedoch noch ziemlich unentschlossen. Zumindest haben mich die Ergebnisse und deren Präsentation direkt so überzeugt, wie es damals bei Neeva der Fall gewesen ist.

Die Suche ist etwas langsamer als bei Neeva und die Qualität der Ergebnisse ist zwar besser als bei Google (klar, es fehlt ja auch der ganze Müll), aber gefühlt nicht so gut wie bei Neeva. Wobei dies natürlich ein rein subjektives Empfinden ist. Hinzukommt auch, dass ich die Präsentation der Ergebnisse bei Neeva übersichtlicher und aufgeräumter fand (sinnvolle Gruppierung von Elementen, die richtige Menge an Whitespace). Zudem fehlen mir nach wie vor die hilfreichen Snippets und verwandten Suchen, die mir häufig bereits relevante Informationen und Ansätze für weitere Suchen geliefert haben.

Jetzt aber genug mit dem Gejammer. 🙂

Darstellung der Suchergebnisse bei Kagi

Was ich bei Kagi bislang noch nicht ausprobiert habe – und die ein echtes Alleinstellungsmerkmal sind – sind die Lenses. Mit diesen können noch einmal die Ergebnisse weiter personalisiert bzw. eingeschränkt werden. So kann eine Lense für „Programmierung“ angelegt werden, wo beispielsweise nur Ergebnisse von Stackoverflow oder festgelegten Dokumentationen (von Frameworks oder Schnittstellen) berücksichtigt werden. Oder eine Lense für „Rezepte“, wo nur noch Rezepte deiner Lieblings-Rezepte-Websites angezeigt werden.

Die Transparenz von Kagi

Für die Generierung der Suchergebnisse greift Kagi auf Google und Bing zurück. Zusätzlich werden vertikale Quellen wie Wikipedia oder DeepL mit integriert. Indirekt betreibt Kagi auch einen eigenen Crawler und Suchindex namens Teclis, der auf nicht kommerzielle und datensparsame Websites optimiert ist. Es ist also kein breiter Suchindex, wie ihn Neeva aufgebaut hat.

Dafür zeigt Kagi bei (fast) jeder Suche an, zu wie viel Prozent die Suchergebnisse aus „unique Kagi results“ bestehen.

Bezahlmodell

Im Gegensatz zu Neeva, das in Deutschland nie das Bezahlmodell für die Suche wirklich eingeführt hat (die Suchen waren auch ohne Werbung kostenlos), erhebt Kagi für die Suchen tatsächlich Gebühren. Damit ist sie auch die mir einzig bekannte Suchmaschine, wo wirklich für jede Suchanfrage bezahlt werden muss.

Das führt jedoch auch dazu, dass Kagi nie ohne Benutzerkonto (bzw. dass man sich vorher anmeldet) benutzen kann. Nach der Registrierung sind 100 Suchanfragen kostenlos zum Testen. Anschließend wird eine monatliche Gebühr fällig, die derzeit bei 5 $ startet (300 Anfragen/Monat inkludiert). Je nach Paket sind unterschiedlich viele Suchanfragen im Monat enthalten. Weitere Suchanfragen werden mit 1,5 US-Cent berechnet.

Fazit

Die Sucherfahrung ist eine sehr persönliche Angelegenheit, die von eigenen Interessen und Anforderungen geprägt wird. Eine Sache, die sich die wenigsten bewusst machen und daher auch nie auf die Idee kommen würden, dass andere Anbieter für sie eine bessere Erfahrung bieten können.

Im Moment trauere ich Neeva noch etwas nach, da diese Suchmaschine für mich die bislang rundeste Sucherfahrung geliefert hat. Da es diese nun jedoch nicht mehr gibt, werde ich erst einmal bei Kagi bleiben und diese weiter testen. Meine derzeitige – im Browser eingerichtete – Standardsuchmaschine ist also Kagi.

Vielleicht bleibe ich dort kleben (nachdem ich mich an die doch sehr minimalistische Präsentation der Ergebnisse gewöhnt habe) oder teste weitere Google Alternativen wie DuckDuckGo, Startpage oder Qwant.

Update 10. Juni 2023: Ich bin gerade noch auf eine weitere Alternative zu Neeva aufmerksam geworden: Nona.

Wie so viele wirbt Nona damit, datenschutzfreundlich zu sein und gegen eine kleine monatliche Gebühr (3,90 €) sind die Suchergebnisse auch werbefrei. Allerdings ist eine Personalisierung des Sucherlebnisses nicht vorgesehen. Es lässt sich nur konfigurieren, ob bestimmte Snippets (Wetter, Aktienkurse, Lottozahlen, …) verwendet werden sollen. Einzelne Suchergebnisse (Websites) lassen sich jedoch nicht priorisieren oder abwerten.

Hinsichtlich der Personalisierung und den Suchmöglichkeiten (wichtig für professionelle Internetnutzer), liegt Kagi definitiv vor Nona.

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Autor

Christian Beier

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